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Marktstudie zum nicht-juristischen Personal in Deutschland

Einblicke in die Motivationsgründe sowie die aktuelle Marktsituation der nicht-juristischen Berufe in Deutschland

Der vorherrschende Fachkräftemangel in der Rechtsbranche hat sich in den letzten Jahren deutlich verschärft. Während im Jahr 2009 noch circa 4.300 ausgebildete Rechtsanwaltsfachangestellte neu in den Arbeitsmarkt kamen, ist diese Zahl inzwischen auf etwa 2.600 pro Jahr gesunken. Diese sinkende Tendenz ist alarmierend und stellt Rechtsanwaltskanzleien vor enorme Herausforderungen bei der Suche nach hochqualifizierten Mitarbeiter:innen.

Um ein tieferes Verständnis für die Motivation, Einstellungen und Erwartungen von Rechtsanwaltsfachangestellten und dem erweiterten Assistenzpersonal in Kanzleien zu gewinnen, hat Talent Rocket eine umfangreiche Studie* durchgeführt. Diese Studie zielt darauf ab, präzise Einblicke in die Zielgruppe zu gewinnen und die Faktoren zu identifizieren, die eine Rolle bei der Entscheidung von Mitarbeiter:innen spielen, sich für eine bestimmte Kanzlei zu entscheiden und langfristig dort zu bleiben. Darüber hinaus wurden Experteninterviews mit Kanzleien durchgeführt, um auch die Perspektive der Arbeitgeberseite einzubeziehen und eine Vergleichsgrund- lage zur Attraktivität des bestehenden Arbeitsumfeldes zu schaffen.

Wichtige Erkenntnisse:

  • Die gleichgültige Einstellung zur Arbeit führt zu einer hohen Bereitschaft, den Arbeitsplatz zu wechseln:
    Die Arbeitszufriedenheit der Umfrageteilnehmer:innen ist insgesamt als indifferent einzustufen ist. Das führt zu einer niedrigen Bindung an die aktuelle Stelle und einer hohen Bereitschaft, den Job zu wechseln.

    56 % der Talente denken aktiv über einen Jobwechsel nach und 23 % sind sogar aktiv
    auf Jobsuche.

  • Das Gehalt ist der Hauptmotivationsfaktor: 
    Für 34 % der Talente sind Gehalt, Boni und Prämien der wichtigste Faktor. Zwei Drittel der Talente, für die das Gehalt am wichtigsten ist, sind nicht nur bereit, den Arbeitsplatz zu wechseln, wenn eine höhere Vergütung in Aussicht steht, sondern denken auch aktiv über einen Arbeitsplatzwechsel nach.
  • Finanzielle Anerkennung und wertschätzende Kommunikation als Mittel zur Bindung von Talenten:
    Talente finden es sehr demotivierend, wenn es an finanzieller Wertschätzung mangelt, das Arbeitsklima schlecht ist, keine flexiblen Arbeitsmodelle vorhanden sind, und der Führungsstil der Vorgesetzten schlecht ist. Die Talente wünschen sich eine Kultur der Zusammenarbeit, in der eine offene und positive Kommunikations- und Feedbackkultur gefördert wird.
  • Homeoffice als Schlüsselelement zur Steigerung der Motivation und Mobilitätsbereitschaft:
    Home Office ist ein äußerst attraktives Arbeitsmodell, das sowohl bei Eltern als auch bei Arbeitnehmern ohne Kinder sehr beliebt ist. Die Mehrheit der Umfrageteilnehmer:innen (75,4 %) ist nicht bereit, für ihren Arbeitgeber umzuziehen, da sie starke Bindungen an ihren aktuellen Wohnort haben, allerdings können sich 89,9 % der Umfrageteilnehmer:innen,

    die keinen Wohnortwechsel in Betracht ziehen, vorstellen, aus dem Homeoffice zu arbeiten.

Spannungsfelder zwischen Arbeitgebern und Talenten

Gehaltsstrukturen

Für 34,2 % der Talente ist das Gehalt der größte Motivationsfaktor. Aus den Angaben der befragten Arbeitgeber zeigt sich, dass die aktuellen Gehaltsspannen für juristische Mitarbeiter:innen teilweise weit auseinander liegen und es nicht unerhebliche Unterschiede zwischen den befragten Kanzleien gibt. Hieraus ergibt sich, dass es keine generell einheitlich aufgesetzten Gehaltsstrukturen zu geben scheint. Die Implementierung verschiedener Karrierestufen für nicht-juristisches Personal könnte ein erster Schritt sein, um eine transparente und greifbare Strukturierung der Gehälter des nicht-juristischen Personals aufzusetzen.

Betriebsklima und Wertschätzung

Ein weiterer wichtiger Punkt bei der Bewertung von Arbeitgebern sind
aus Perspektive der Talente das herrschende Arbeitsklima und der wertschätzende Umgang mit Mitarbeiter:innen. Zwar haben hier ein Großteil der befragten Kanzleien angegeben, dass sie das Gefühl haben, dass ein grundsätzlich wertschätzendes Umfeld herrscht, allerdings sehen auch über die Hälfte der befragten Arbeitgeber immer wieder Ausnahmen dieser Wertschätzung in ihren Unternehmen bzw. klares Optimierungspotenzial im Umgang mit Assistent:innen. Es ist eine gute Erkenntnis, dass Arbeitgeber hier sehr reflektiert mit dem Thema umgehen und entsprechende Herausforderungen erkennen, nur ist es gerade in der aktuellen Marktsituation wichtig, konkrete Initiativen zu ergreifen, um den wertschätzenden Umgang aktiv zu fördern und Konflikte zu lösen. Um dies erfolgreich umzusetzen, sollten daher konkrete Foren und Gesprächsmöglichkeiten angeboten werden, um Konflikte oder Unzufriedenheiten proaktiv zu erkennen, zu lösen und so das Arbeitsklima nachhaltig zu verbessern.

Flexible Arbeitszeitgestaltung

Neben dem Gehalt haben auch die Work-Life-Balance und Arbeitszeit- gestaltung bei den befragten Talenten einen hohen Stellenwert. Dies wird unter den Talenten als wichtiger Faktor bei der Wahl des passenden Arbeitgebers gesehen, um so die Arbeitswoche flexibler und autonomer gestalten zu können. Hier ist es erfreulich zu sehen, dass ein Großteil der befragten Arbeitgeber ihren Mitarbeiter:innen bereits Homeofficeoptionen und flexible Arbeitszeitmodelle anbieten und einige ihre Mitarbeiter:innen auch mit einer kompletten technischen Ausstattung für zu Hause ausrüsten. Jedoch ist es wichtig, sowohl die Option auf flexiblere Arbeitszeitgestaltung als auch die mobile technische Ausstattung für das Homeoffice auch wirklich als festen Bestandteil des Kanzleialltags zu integrieren.

Was ist ReFas an ihrem Job am wichtigsten?

Wir haben viele wertvolle Insights aus dem Berufsalltag von ReFas gesammelt und die aktuellen Trends und Herausforderungen, mit denen nicht-juristisches Personal in Kanzleien konfrontiert ist, analysiert. Lade dir unsere exklusive Markstudie herunter und erfahre:

→ Was der größte Motivator im Arbeitsalltag ist

→ Welche Schlüsselrolle Arbeitsklima & Homeoffice spielen

→ Wie die Spannungsfelder zwischen Arbeitgebern und Talenten aussehen

 

*Einblicke in die Datenerhebung der Studie:

Die Marktstudie wurde zwischen April und Juni 2023 durchgeführt. Auf Arbeitgeberseite wurden insgesamt 20 qualitative Interviews mit HR- Verantwortlichen, Personalpartner:innen, sowie mit Managing Partner:innen in Kanzleien durchgeführt. Darunter waren 9 Großkanzleien bzw. Rechtsabteilungen in Großunternehmen, 7 mittelständische Kanzleien und 4 Boutique Kanzleien.
Auf Talentseite wurde die Studie in Form einer Online-Umfrage mithilfe der Software Typeform realisiert. Dabei wurden 406 Umfragestimmen von nicht-juristischem Personal gesammelt. Die Mehrheit der Talente verfügt über einen Ausbildungshintergrund als Rechtsanwaltsfachangestellte/r mit 42,9 %, gefolgt von Rechtsanwalts- und Notarfachangestellten mit 17,5 % und Rechtsfachwirt:innen mit 16,5 %.