Gehalt als Rechtsanwaltsfachangestellte

Verfasst von Sascha Matowitsch

Gehalt als Rechtsanwaltsfachangestellte

Über Geld spricht man

Wie hoch ist das Gehalt von Rechtsanwaltsfachangestellten? Gibt es immer noch deutliche Unterschiede zwischen Männern und Frauen? Was kannst Du machen, um Dein Gehalt nach oben zu pushen? Dieser Artikel versorgt Dich mit den nötigen Informationen. 

Wie hoch ist das Gehalt als Rechtsanwaltsfachangestellte? 

Gute Frage. Ein einheitlicher Tarifvertrag fehlt. Die Gehälter sind daher sehr unterschiedlich ausgestaltet. Es kommt neben der Berufserfahrung auch auf die Altersgruppen wie auch – leider – auf das Geschlecht an. Ein wichtiger Faktor sind nicht nur die vorgenannten Punkte, sondern auch, in welchem Bundesland Du beschäftigt sein möchtest. Im Durchschnitt verdienen Rechtsanwaltsfachangestellte unabhängig von den oberen Kategorien 2.778,00 € brutto. Im Vergleich zwischen den Bundesländern führt Bayern mit einem Durchschnittsgehalt von 3.268,00 € brutto. Hamburg liegt dicht an Bayern mit einem Durchschnittsgehalt von 3.194,00 € brutto. Am schlechtesten werden Rechtsanwaltsfachangestellte in Thüringen mit 2.167,00 € brutto vergütet. Sachsen-Anhalt belegt den vorletzten Platz mit 2.232,00 € brutto. 

Frauen verdienen schlechter! 

Bundesland unabhängig dürfen Frauen mit einem durchschnittlichen Gehalt von 2.729,00 € brutto rechnen. So staffelt sich das Gehalt nach Altersgruppen:

 

Bundesweit: 

< 25                                         25-54                                          55+

2.344,00 €.                             2.775,00 €.                                 2.952,00 €


Gehalt Bayern:
< 25                                          25-54                                         55+

2.607,00 €.                              3.246,00 €                                 3.532,00 €


Gehalt NRW:
< 25                                          25-54                                         55+

2.230,00 €                               2.662,00 €                                 2.915,00 €


Gehalt Baden-Württemberg:
< 25                                          25-54                                         55+

2.220,00 €                               3.015,00 €                                 3.224,00 €

 

Je nach beruflicher Erfahrung und Qualifikation können die oben angegebenen Zahlen 25 % nach oben oder nach unten abweichen. Frauen erreichen ab 55 Jahren die Gehaltsobergrenze von 3.788,00 € brutto. 

Was kann Mann erwarten? 

Noch immer ist der Beruf der Rechtsanwaltsfachangestellten eine Frauendomäne. Warum eigentlich? Man(n) befürchtet, dass er mit diesem Beruf nicht genug Geld verdienen könnte, um seine Familie zu ernähren. Dabei weicht das Gehalt, was Männer erwarten können, von dem Gehalt, was eine Frau erwarten kann, erheblich ab. Im Bundesdurchschnitt verdienen Männer 3.778,00 € im Jahr. Das entspricht einem Unterschied von 1.049,00 € bei gleichen Unterscheidungskriterien. Für das männliche Geschlecht liegen leider nicht so viele repräsentative Zahlen vor, wie im Gehaltsvergleich unter den Frauen. Es lässt sich allerdings festhalten, dass in Bayern in der zweiten Altersgruppe Rechtsanwaltsfachangestellte mit einem Gehalt von 4.954,00 € rechnen können. Bundesweit beträgt der Medianwert in der zweiten Altersgruppe bereits 3.822,00 €. Die letzte Altersgruppe darf hingegen im Bundesdurchschnitt bereits mit 4.801,00 € brutto rechnen. 

Wie bei den Frauen kann das „Männer-Gehalt“ um 25 % nach oben oder unten abweichen. Die „höchste“ Gehaltsgrenze liegt bei den Männern in der 3. Altersgruppe bei bis zu 6.700,00 € brutto. Das ist sage und schreibe annähernd das Doppelte, was eine Frau in den besten Jahren nach der Statistik erwarten kann. Über den Grund des Unterschieds lässt sich nur spekulieren. 
 

Nie nach einer Gehaltserhöhung zu fragen, ist dabei der größte Fehler, den Du machen kannst.

Richtig über das Gehalt verhandeln

Du siehst also, dass es sich durchaus lohnt, länger in dem Beruf zu arbeiten und die ein oder andere Fortbildung mitzumachen, um sich zum einen unersetzbar zu machen und zum anderen auf der Gehaltsliste einige Positionen nach oben aufzurücken. Dies könnte Dein Schlüssel sein, die 25 % nach oben zu erreichen. Doch wie überzeugst Du Deinen Arbeitgeber, an die oberste Grenze der Gehaltsliste vorzurücken? Nie nach einer Gehaltserhöhung zu fragen, ist dabei der größte Fehler, den Du machen kannst. Keiner zahlt freiwillig mehr. Du musst von Deinen Kenntnissen und Fertigkeiten überzeugen. Im Vorfeld einer Gehaltsverhandlung musst Du für Dich aufschreiben, warum eine Gehaltsanpassung gerechtfertigt erscheint. Es gibt kein Patentrezept einer perfekten Gehaltsverhandlung. Überzeuge Dich und Deinen Arbeitgeber davon, dass Du Deine Sache besonders gut machst. Hebe Deine Zuverlässigkeit hervor und zeige auf, in welchen Bereichen Du Dich von anderen unterscheidest. Eine lange Betriebszugehörigkeit kann sich hören lassen. Kündigungsdrohungen sind fehl am Platz. Ebenso verfehlt ist es, jedes Jahr nach einer Anpassung zu „verlangen“. Biete Deine Fortbildungsbereitschaft durch das Besuchen von Seminaren, wie z.B. Zwangsvollstreckung für Fortgeschrittene, das Verkehrsrechtsmandat etc. an. Dadurch zeigst Du Deinem Arbeitgeber, dass Du weiterhin Interesse an Deiner Tätigkeit hast und Dein Wissen gewinnbringend in der Kanzlei einsetzten kannst und willst.

Durch Weiterbildung zu mehr Gehalt! 

Überzeugen Deinen Arbeitgeber die besten Argumente nicht, gibt es noch eine Alternative, wie Du Dein Gehalt nach oben „pushen“ kannst. Neben dem Nebeneffekt, dass Du Dein Gehalt nach oben schraubst, bildest Du Dich weiter. Mit einer Weiterbildung zum Rechtsfachwirt steigt das bundesweite Durchschnittseinkommen von 2.778,00 € auf 3.950,00 € brutto. Frauen können mit einem monatlichen Durchschnittsgehalt von 3.726,00 € brutto und Männer mit 4.891,00 € rechnen. Die Verdienstobergrenze der 2. Altersgruppe der Frauen liegt bei 4.498,00 €. Auch hier gilt wiederum die 25 %-Grenze. Bei den Männern ändert sich verhältnismäßig wenig durch die Weiterbildung. So verbleibt die Höchstgrenze bei bis zu 6.700,00 €.

Mehr Geld durch Wechsel 

Sollte eine Weiterbildung für Dich aus verschiedenen Gründen nicht in Betracht kommen und der Arbeitgeber in neue Gehaltsverhandlungen nicht einsteigen, hilft manchmal ein Wechsel. Bei einem Wechsel der Kanzlei werden die Karten neu gemischt. Du kannst während des Bewerbungsgesprächs offen über Gehaltswünsche verhandeln und dabei Deinen Marktwert bestimmen. Denn der neue Arbeitgeber stellt sich von vornherein darauf ein, in welche Gehaltskategorie er Dich einordnen kann. Hingegen wird der „alte“ Arbeitgeber von der Sorge begleitet, dass plötzlich alle Angestellten eine Gehaltserhöhung möchten. Auf www.legalsupport.de stellen einige Arbeitgeber bereits in ihrer Stellenausschreibung Gehaltsangaben zur Verfügung. Vor Absendung Deiner Bewerbung kannst Du also selbst entscheiden, ob die Gehaltsangaben Deinen Wünschen entsprechen. Doch nicht nur Geld ist entscheidend. Vielfach legen Arbeitgeber Wert auf anderweitige Benefits, z.B. durch Versorgung der Angestellten mit Getränken und Essen, Aufstellen von Fitnessprogrammen, Zuschüsse für KiTa und Schule etc. 

Spannende Arbeitgeber mit Gehaltsangaben & Benefits

Wie Du siehst, liegt noch immer eine erhebliche Kluft zwischen den Gehältern im geschlechtlichen Vergleich. Ein bestimmender Faktor der Gehaltshöhe ist nicht nur das Geschlecht, sondern auch das Bundesland, was an den unterschiedlichen Lebenshaltungskosten liegen kann. Bei derselben Qualifikation liegen teilweise 1.000,00 € dazwischen. Um diesen Missstand aufzudecken, ist es wichtig, regelmäßig in Gehaltsverhandlungen zu gehen und seine Qualifikationen zu präsentieren. Wer schweigt, verliert. Liegen zwischen Deinen Vorstellungen und den Vorstellungen des Arbeitgebers Welten dazwischen, kann es sich lohnen, mit einem völlig neuen Arbeitgeber in Gehaltsverhandlungen einzusteigen.